Firmengeschichte

Firmengeschichte

Warum heißen wir "Vestische Straßenbahnen GmbH"?

Die Antwort liegt in der Geschichte der Region und unseres Unternehmens. Die erste Hälfte unseres Namens – "Vestische" – geht bis ins Mittelalter zurück. 1335 wird das "Vest" Recklinghausen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Begriff "Vest" bedeutete im Mittelalter ein Bezirks­gericht und den dazugehörigen Bezirk. Während andere damalige Veste heute nicht mehr mit dem Begriff verknüpft werden, ist diese Bezeichnung für unsere Region bis heute für das Gebiet zwischen Emscher und Lippe erhalten geblieben.

Nicht ganz so weit zurück liegt der Ursprung der zweiten Hälfte unseres Firmennamens – "Straßenbahnen": Am 9. Mai 1901 ging die erste elektrische Straßenbahnlinie, Recklinghausen-Herten-Wanne, an den Start, aus der sich unser heutiges Unternehmen entwickelte.

In den folgenden Jahren wurden im Umkreis weitere Linien in Betrieb genommen. Jede fuhr auf eigene Rechnung; die Verwaltung lag jedoch in den Händen derselben Bau- und Betriebsgesellschaft, die sich seit 1908 "Recklinghausener Straßenbahnen" nannte.

Das umständliche Verwaltungs- und...

...Abrechnungsverfahren, in dem jede Linie wie ein eigenständiges Unternehmen behandelt wurde, ließ sich auf Dauer nicht durchhalten, da die Anzahl der Linien ständig stieg. So begannen vor dem 1. Weltkrieg Überlegungen hinsichtlich einer Neuorganisation. Ergebnis war im Mai 1915 der Zusammenschluss aller vorhandenen Linien unter dem Namen "Vestische Kleinbahnen GmbH", der 1940 in "Vestische Straßenbahnen GmbH" geändert wurde.

Erstmals 1920 wurden auf zwei Linien ...

...im Vest Busse eingesetzt. Die eine Linie (Herten-Westerholt-Buer-Marl) wurde schon nach vier Wochen wegen Unrentabilität wieder eingestellt; die andere (Schalke-Buer-Gladbeck) wurde durch eine Straßenbahnlinie ersetzt. Argument für die Straßenbahn war hauptsächlich ihre bessere Wirtschaftlichkeit:

Die Ausgaben für die technisch noch in den Kinderschuhen steckenden Busse lagen 40-50% über den Betriebskosten der Straßenbahnen, im Wesentlichen bedingt durch die notwendig werdende Pflasterung der staubigen Chausseen sowie durch die kürzere Lebensdauer und höhere Reparaturanfälligkeit der Fahrzeuge.

Bis Mitte der 50er Jahre liefen die Busse eigentlich...

...mehr so nebenher - Haupttransportmittel war die Straßenbahn. Doch aufgrund der geringen Platzausnutzung im ländlichen Bereich und der Kostensteigerungen für die Unterhaltung der Anlagen (mehrere Betriebshöfe, Schienen, Oberleitungen) erwies sich die Straßenbahn zunehmend als unwirtschaftlich.

Deshalb begann 1956 die zunächst nur vereinzelte, ab 1960 dann verstärkte Reduzierung der Straßenbahnlinien. Seine größte Ausdehnung hatte das Straßen­bahn­netz Mitte der 50er Jahre mit einer Gesam­tlinien­länge von rund 260 km bei 21 Linien erreicht. 1956 standen 125 Straßenbahntriebwagen, 70 Beiwagen und 48 Güter- und Spezial­fahrzeuge zur Verfügung. Doch der Abbau vollzog sich rasch: Zehn Jahre später fuhren 11 Linien auf 159 km Gesamt­linienlänge mit 86 Trieb- und 8 Beiwagen. 1975 betrug die Linien­länge nur nochknapp 82 km - 49 Triebwagen standen inzwischen 232 Bussen gegenüber.

Die Zeiten hatten sich geändert: Die Straßen waren ohnehin gepflastert, die Busse technisch weiterentwickelt und durch den zunehmenden Autoverkehr war vom ÖPNV eine größere Flexibilität gefordert. Das Blatt hatte sich zu­gunsten der Busse gewendet!

Das endgültige Aus für die Straßenbahnen ...

..wurde 1976 beschlossen. In einem Gutachten wurde die Situation der Vestischen Straßenbahnen hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von Bus und Straßenbahn analysiert, bezogen auf die Situation im Vest (dezentrale Organisation des Betriebes, viele Überlandlinien).

Heute ist die Vestische ein reines Busunternehmen, und an die Straßenbahnzeit erinnert nur der Name...